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Channel: Entkriminalisierung – Drogen Macht Welt Schmerz
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Thailand legalisiert Cannabis als Medizin – Hoffnung im Kampf gegen die Drogenkriminalität?

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Thailand gilt als Land mit den strengsten Gesetzen gegen die Nutzung und den Konsum von Rauschmitteln. Bei Vergehen im Zusammenhang mit sogenannten leichten Drogen wie Cannabis oder Haschisch drohen Bußgelder oder die Ausweisung auf Lebenszeit. Beim Konsum von härteren Drogen wie Kokain und synthetischen Rauschmitteln sind hohe Freiheitsstrafen möglich. Wer mit die Drogen handelt, kann sogar zum Tode verurteilt werden. So versuchen die thailändischen Behörden mit harten Strafen den Drogenhandel zu stoppen – mit bisher geringem Erfolg. Trotz Verbot kann man Cannabis in Bars und Restaurants und in bestimmten Gebieten des Landes verkaufen. Die Unternehmen verkaufen „glückliche Waren“, die Spuren von Cannabis enthalten. Die Drogenhändler arbeiten manchmal mit den Polizeibeamten zusammen, die oft bestechlich sind.

Inzwischen gibt es einen Wandel in der Drogenpolitik im Land. Ende Dezember 2018 stimmte die thailändische Regierung überraschend für den legalen Konsum von Hanf zu medizinischen Zwecken. Die meisten Mitglieder hatten für die Änderung des Betäubungsmittelgesetz gestimmt. „Die Novelle (über das Betäubungsmittelgesetz) wurde heute (25.12.2018) in zweiter und dritter Lesung verabschiedet. Sie wird in Kraft treten, sobald sie im Royal Gazette veröffentlicht wird“, so der Gesetzgeber Somchai Sawangkarn. Besonders diskutiert die Regierung über die Entkriminalisierung sowie eine vernünftige Regulierung von Cannabis-Produkten. Der stellvertretende Premierminister und Justizminister Prajin Junthong erklärte: „Thailand ist ein tropisches Land, das am besten für den Anbau von Cannabis geeignet ist. Das Königreich hat das Potenzial, weltweit führend in der Entwicklung und Produktion von Cannabinoid-Medikamenten zu sein, was die Effizienz der medizinischen Versorgung und Behandlung in vielen Patientengruppen verbessern würde.“ Eine vollständige Legalisierung von Cannabis lehnt Thailand weiter ab. Wie genau die neuen Gesetze zum Konsum von Cannabis aussehen sollen, wird erst bei der Veröffentlichung im Royal Gazette bekannt gegeben werden. Die Experten vermuten, dass die Gesetze vermutlich Ähnlichkeit mit der entsprechenden deutschen Gesetzgebung haben werden. Thailand plant zudem einen regulierten Anbau im Land selbst, um Staatseinnahmen und eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten.

Thailand ist nicht das einzige Land in Asien, in dem Cannabis als Medizin erlaubt ist. Israel hatte bereits in den 1990er-Jahren Cannabis als Medizin legalisiert und in der Türkei ist Marihuana seit 2016 für medizinische Zwecke erlaubt. In Sri Lanka und Südkorea seit letztem Jahr medizinischen Hanf. In Malaysia und im Libanon diskutieren die Regierungen aktuell über die Nutzung von Marihuana als Medizin und den Anbau von Cannabis.

Früher hat die thailändische Bevölkerung Marihuana als traditionelle Medizin verwendet, bis das Rauschmittel in den 1930er Jahren verboten wurde. Die Bauern verwendeten Marihuana zur Entspannung nach harter Arbeit auf dem Feld und die Frauen sollen es vermutlich für Reduzierung von Geburtsschmerzen verwendet haben. Zudem wurde Cannabis als Zutat, Gewürz und Faserquelle in Südostasien verwendet. Das Wort „Bong“, welches eine Wasserpfeife für Cannabis beschreibt, kommt aus Thailand.

Aufgrund der geographischen Lage Thailands fungiert der Staat als Transitregion für verschiedene Drogenarten. Das Marihuana wird aus Laos und Kambodscha nach Thailand geschmuggelt, wo es in südliche Landesteile, nach Malaysia und andere Länder weitergeleitet wird. Bis in die 80er Jahre war die Cannabis-Produktion in Thailand selbst relativ gering, so dass der Staat als das Zentrum des verbotenen Cannabisschmuggels galt.

Das südostasiatische Land will in legale, globale Cannabis-Unternehmen einsteigen und hofft so auf hohe Einnahmen durch den Export. Die Unternehmen wollen im nördlichen Thailand mit dem Anbau beginnen und mit jenen, die bereits gute Kenntnisse über die Kultivierung haben, zusammenarbeiten. Sie wollen einheimischen Bauern beim Marihuana-Anbau helfen: „Thailand wird der Marktführer der globalen Cannabis-Industrie”, sagt Jim Plamondon, Teilhaber des Unternehmens Thai Cannabis Corporation, selbstbewusst. “So wie es die Schweiz für Uhren ist.”

Die Regierung in Bangkok hofft mit der Maßnahme die Drogenkriminalität zu bekämpfen, denn Menschen mit gesundheitlichen Problemen müssen Cannabis nicht mehr auf dem Schwarzmarkt kaufen und Dealer würden so Kunden verlieren. Der staatlich kontrollierte Verkauf ermöglicht zudem eine gezielte Qualitätsprüfung der Pflanzen und bietet damit besseren Verbraucherschutz für die Patienten und weniger Gesundheitsrisiken. Medizinische Studien belegen die Wirkung von Marihuana gegen Schmerzen und Schlafstörungen. Zudem dient Marihuana der Beruhigung von Patienten mit Tourette-Syndrom und Post-traumatischer Belastungsstörung (PTSD). Aber es gibt auch Studien, die das Risiko von psychischen Störungen wie Depression, Schizophrenie und weiteren psychischen Problemen aufzeigen, die durch den Konsum derartiger Substanzen entstehen. Da das Rauschmittel in vielen Ländern verboten ist, gibt es noch immer wenige Studien über Marihuana und die Wirkung von Cannabis als Medizin.


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